„Veränderung muss in der Pfarrgemeinde beginnen, und zwar jetzt!“

Offener Brief zu den bayerischen Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022

Pressemitteilung, München, 17. März 2022

Mit einem offenen Brief ruft das „Netzwerk für eine zukunftsfähige katholische Kirche im Erzbistum München und Freising“ alle Katholikinnen und Katholiken auf, sich an den Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022 zu beteiligen. Gerade jetzt in der dramatischen Kirchenkrise sei dies besonders notwendig, damit Kirche vor Ort lebendig bleibt und das kirchliche Engagement auch weiterhin von der Basis mitgetragen wird.

Das Netzwerk München ermutigt die gewählten Pfarrgemeinderäte, sich ihrer Verantwortung für alle Veränderungsnotwendigkeiten in Kirche und Welt zu stellen. Dies erfordere die Bereitschaft zum Weiter- und Umdenken von der Basis der Pfarrgemeinden bis hin zu den Verantwortlichen auf der Diözesanebene.

Wörtlich heißt es: „Wir brauchen eine Kultur des wirklichen Zuhörens, eine echte Beteiligung des Pfarrgemeinderates auf Augenhöhe und den Mut, bisherige Blockaden kirchlicher Strukturen durch grundlegende Veränderungen aufzulösen. Es geht um Selbstverantwortung, anstatt nur Vorgaben zu folgen.“ und weiter: „Als Getaufte und Gefirmte tragen alle Glaubenden gemeinsam Verantwortung für die Zukunft der kirchlichen Gemeinden und die kirchliche Gemeinschaft.“

Der Offene Brief nennt acht konkrete Herausforderungen für alle Beteiligten in der Pfarrei, in den Pfarrverbänden und Dekanaten bis in die diözesanen Leitungsstrukturen. Es braucht eine echte und verbindliche Mitwirkung des Pfarrgemeinderates bei allen Fragen, die die Gemeinde betreffen. Das Veto-Recht für Pfarrer muss abgeschafft werden und schon jetzt sollten Pfarrer freiwillig darauf verzichten.

Für das „Netzwerk für eine zukunftsfähige katholische Kirche im Erzbistum München und Freising“

Dr. Edgar Büttner, Priester im Dialog
Dr. Bernhard Hein, Wir sind Kirche
Franziska Müller-Härlin, Wir sind Kirche
Paul-G. Ulbrich, Gemeindeinitiative.org
Sr. Susanne Schneider, OrdensFrauen für MenschenWürde
Christian Weisner, Wir sind Kirche

> Wortlaut des Offenen Briefes (PDF 2 Seiten)

N E T Z W E R K   M Ü N C H E N  
Offener Brief zu den Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022 in Bayern  

„Veränderung muss in der Pfarrgemeinde, beginnen, und zwar jetzt!“

Sehr geehrte Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger!
Sehr geehrte gewählte Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte! Sehr geehrte diözesane Verantwortliche!

Wir rufen alle Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger auf, gerade jetzt in der dramatischen Kirchenkrise das Wahlrecht auszuüben, damit Kirche vor Ort lebendig bleibt und das kirchliche Engagement auch weiterhin von der Basis mitgetragen wird. Wir danken allen, die zu einer Kandidatur und aktiven Mitarbeit in den im März 2022 neu zu wählenden Pfarrgemeinderäten bereit sind in diesen kirchlich wie gesellschaftlich herausfordernden Zeiten. Wir ermutigen die gewählten Pfarrgemeinderäte, sich ihrer Verantwortung für alle Veränderungsnotwendigkeiten in Kirche und Welt zu stellen und gegebenenfalls auch kreativen Widerstand zu leisten, wenn es für die Gemeinde wichtig ist. Wie unsere ganze Kirche sind auch die Pfarrgemeinden Veränderungen ausgesetzt, die vertraute Strukturen und Gemeinsamkeiten hart auf den Prüfstand stellen und weiter stellen werden. Wie kann daraus Innovation und Verantwortung entstehen? Mehr denn je ist der Mut gefragt, eine lebendige Gemeinde zeitgemäß zu leiten: Die Zeichen der Zeit wahrnehmen, diese Zeichen im Lichte des Evangeliums deuten, die Anliegen der Menschen respektieren und die Menschen in ihrem Alltag, ihrer Lebenswelt und in der Lebensfreude stärken. Das erfordert die Bereitschaft zum Weiter- und Umdenken von der Basis der Pfarrgemeinden bis hin zu den Verantwortlichen auf der Diözesanebene. Wir brauchen eine Kultur des wirklichen Zuhörens, eine echte Beteiligung des Pfarrgemeinderates auf Augenhöhe und den Mut, bisherige Blockaden kirchlicher Strukturen durch grundlegende Veränderungen aufzulösen. Es geht um Selbstverantwortung, anstatt nur Vorgaben zu folgen. Daraus ergeben sich konkrete Herausforderungen für alle Beteiligten in der Pfarrei, in den Pfarrverbänden und Dekanaten bis in die diözesanen Leitungsstrukturen:

  • Echte und verbindliche Mitwirkung des Pfarrgemeinderates an allen die Pfarrgemeinde betreffenden Entscheidungen.
  • Gleiches Stimmrecht für alle Mitwirkenden im Pfarrgemeinderat, wie in den Kirchenverwaltungen
  • Echte Mitbestimmung des Pfarrgemeinderats über die Verwendung von Geldmitteln, wie in den Kirchenverwaltungen.
  • Aufhebung des Vetorechts für den Pfarrer, Pfarradministrator oder Pfarrbeauftragte; innerhalb des geltenden Kirchenrechts erfordert dies durch Selbstbindung den Verzicht darauf, Beschlüsse des Pfarrgemeinderates umzustoßen oder zu ignorieren.
  • Beachtung der satzungsmäßigen Möglichkeit, durch Hinzuwahl von Personen eine breite Repräsentanz der Gemeinde zu sichern.
  • Mitwirkung aller pastorale Berufsgruppen und auch von „Laien“ in allen pastoralen Diensten orientiert an den Charismen und Fähigkeiten. Dies betrifft u.a. Predigtdienste, Beerdigungen, Eheassistenz, Taufen, Krankensalbungen, wie dies kirchenrechtlich bereits jetzt möglich ist.
  • Zeitnahe Umsetzung der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen und in allen Diensten.
  • Mitwirkung an echten Reformschritten, wie sie der deutsche Synodale Weg vorschlägt und wie sie auch im weltweiten Synodalen Prozess mehr und mehr diskutiert werden.

Als Getaufte und Gefirmte tragen alle Glaubenden gemeinsam Verantwortung für die Zukunft der kirchlichen Gemeinden und die kirchliche Gemeinschaft.

Wir Glaubenden sind nicht Dienende für überkommene kirchliche Machtsysteme, sondern Zeugen der jesuanischen Botschaft. Ihr und nur ihr sind wir verantwortlich, nicht aber der Bewahrung von Entwicklungen, die der Botschaft Jesu und der Lebenswirklichkeit der Menschen widersprechen.

Die Verantwortlichen in der Kirchenleitung haben Sorge dafür zu tragen, dass Strukturen und rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, die nicht zuerst systemerhaltend sind, sondern eine Zukunft der einzelnen Gemeinde und der ganzen kirchlichen Gemeinschaft ermöglichen, die Freude und Interesse hervorruft, sich an ihr zu beteiligen und die Frohe Botschaft Christi heute konkret erlebbar zu machen.

Die Veränderung im Denken und Handeln muss im Kleinen, in der Pfarrgemeinde, beginnen, und zwar jetzt! Dazu erbitten wir Gottes Segen und Geistkraft.

Für das „Netzwerk für eine zukunftsfähige katholische Kirche im Erzbistum München und Freising“

Dr. Edgar Büttner, Priester im Dialog

Dr. Bernhard Hein, Wir sind Kirche

Franziska Müller-Härlin, Wir sind Kirche

Paul-G. Ulbrich, Gemeindeinitiative.org

Sr. Susanne Schneider, OrdensFrauen für MenschenWürde

Christian Weisner, Wir sind Kirche

Pressekontakt:
Paul-G. Ulbrich, Tel: 0157 88455612, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Christian Weisner, Tel: 0172 5184082, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!