Beitrag zum Meinungsfindungsprozess „Familiensynode“ –


Zusammenfassung des offenen regionalen Treffens in Traunstein, Hl. Kreuz, am Samstag, 21.2.2015
Auf Einladung des Katholischen Kreisbildungswerks Traunstein, des erzbischöflichen Bildungshauses St.Rupert Traunstein, der kath. Pfarrei Hl.Kreuz Traunstein und der „Gemeindeinitiative in der Erzdiözese“ trafen sich am Samstag, 21.2.2015, 36 Personen aus der näheren und weiteren Umgebung zu einer dreistündigen Veranstaltung mit Statements, Gruppenarbeit und Plenum. Sinn und Zweck des Treffens war es, zum Meinungsbildungsprozess für die Familiensynode im Oktober 2015 beizutragen. Adressat der Ergebnisse sind die Erzdiözese von München und Freising sowie die Deutsche Bischofskonferenz.

1.SEHEN – 2.URTEILEN – 3.HANDELN

1. S E H E N
- Die Lebenswelten, Lebensrollen und entsprechende Lebensgestaltungen sind heute sehr dynamisch und im ständigen Wandel. Wir nehmen eine große Vielfalt wahr, die von unterschiedlichen kulturellen Rahmenbedingungen mit bedingt ist.
- Sehr viele Menschen leben anderes als das, was in der „offiziellen“ Kirche traditionell zu Familie, Partnerschaft, Sexualität und Leiblichkeit ausgesagt wird. Zu nennen sind insbesondere: Frauen, Alleinerziehende, vor- u. nichtehelich Zusammenlebende, Regenbogenfamilien, Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen und Partnerschaften, wiederverheiratet Geschiedene. Ganz besonders deutlich wird dies bei den „jungen Menschen“.
- Auch ist offensichtlich, dass ein Teil des Klerus den Zölibat nicht hält und ein Teil auch homosexuell orientiert ist.
- Kirche wird z.T. immer noch als vom „Klerikalismus“, „Autoritarismus“ und der „Rechthaberei“ gespalten erlebt. Die Trennlinie läuft zwischen Macht und Herrschaft versus Dialog und Begegnung. Menschen fühlen sich bevormundet statt in ihrer Mündigkeit und Eigenverantwortung ernst- und wahrgenommen. Auch strukturell haben sie zu wenig Möglichkeiten, sich einzubringen und mit zu entscheiden.


2. U R T E I L E N
- Die Tradition der Kirche zu Leiblichkeit und Sexualität ist überwiegend negativ motiviert, angstbesetzt und nicht auf dem Stand heutiger humanwissenschaftlicher Erkenntnisse und
gesellschaftlicher Entwicklungen – entsprechend wird sie von aufgeklärten Menschen als negativ, veraltet und demütigend empfunden und abgelehnt. Dadurch verliert die Kirche zunehmend insbesondere junge Menschen.
- Die kirchlichen Strukturen, Meinungs- u. Definitionswege sind nicht mehr zeitgemäß und müssen dialogischer und partizipativer werden.
- Der Pflichtzölibat hält nicht, was er verspricht, erzeugt Unglaubwürdigkeit und Lebenslügen und ist mitverantwortlich für den sogenannten „Priestermangel“; damit sind auch viele Probleme heutiger Pfarreien und der Sakramentenpraxis verbunden.
- Menschen, die den kirchlichen „Norm-Vorgaben“ nicht entsprechen, fühlen sich ausgeschlossen und diskriminiert. (vgl. versch. o.g. Gruppen).
- Auch die Sprache und Bilder der Kirche sind kaum verständlich und werden als kompliziert, veraltet und reformbedürftig empfunden.

3. H A N D E L N
- „Grundvertrauen statt Grundmisstrauen“ den Menschen entgegenbringen; Mündigkeit und Subjektsein aller Gläubigen respektieren, bei Meinungsfindung einbeziehen und mit entscheiden lassen.
- Eigenverantwortung und Grundhaltungen fördern, nicht so stark ins Detail gehen und Vorschriften machen.
- Seelsorgerlich-ganzheitliche Begleitung und Unterstützung für das „Volk Gottes“ gewährleisten durch genügend ausgebildete und beauftragte Personen im kirchlichen Dienst; entsprechende Änderungen bei den Zulassungsbedingungen (Frauen, Zölibat, etc.)
- Die „klerikale Bevormundung“ in Struktur und Lehre beenden
- Klare, verständliche Sprache; Einbeziehung heutiger kultureller Standards, aufgeklärtes Bibel-, Glaubens-, Gottesverständnis.
- Wertschätzung jedes Menschen, so wie er/sie ist, und entsprechender Lebensformen.
Zusammenfassung im Auftrag des Plenums erstellt von Ursula Lay und Christoph Nobs auf der Grundlage der Ergebnisse aus Gruppenarbeit und Plenumsgespräch


Traunstein, 3.3.2015
Ursula Lay Christoph Nobs